Die Alten Römer, Karl der Große, Franz der Erste – sie alle träumten von einer Verbindung zwischen Atlantik und Mittelmeer. Selbst der geniale Erfinder Leonardo da Vinci tüftelte an der Idee herum, scheiterte aber dennoch an der Lösung eines massiven Problems: einen Kanal über 190 Höhenmeter zu führen und dabei konstant schiffbar zu halten.
Ein besessener Hobby-Ingenieur schließlich brachte Ende des 17. Jahrhunderts den entscheidenden Vorstoß: Pierre Paul Riquet, Steuerbeamter Seiner Majestät Louis XIV. Seine Idee war so einfach wie genial: Er plante ein riesiges Staubecken am höchsten Kanalpunkt, in dem das Wasser der Montagne Noir gesammelt wurde. Ein genau berechnetes System von Zuflüssen garantiert, dass der Kanal immer schiffbar ist. Unzählige Kilometer wanderte Riquet durch Südfrankreich auf der Suche nach einem idealen Kanalverlauf, konstruierte Aquädukte, erfand Rundschleusen, die eine größere Manövrierfreiheit für die Boote gewähren, und plante die Stadt Sète, den Mittelmeerhafen des Canal du Midi.
Pierre Paul Riquet verdanken wir eine der schönsten Wasserstraßen Europas – er selbst jedoch bezahlte einen hohen Preis für sein Lebensprojekt. Zwar gelang es ihm, den Finanzminister Ludwig des XIV., Colbert, von seiner Idee zu überzeugen, doch reichte das königliche Geld bei weitem nicht aus. Riquet investierte sein gesamtes privates Vermögen in die Verwirklichung seines Traums vom Kanal zwischen den Meeren.
Seit 1995 ist der Canal du Midi als Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt. Weil er nur gut 100 Jahre für die Handelsschifffahrt benutzt wurde – danach war er für die dann größeren Schiffe zu flach und der Transport per Bahn günstiger – blieb er in seiner ursprünglichen Form erhalten.
Der Canal du Midi führt über eine Strecke von 240 km von Toulouse über den Scheitel bei Narouze bis zum Mittelmeer. Er mündet östlich von Agde, bei Les Onglous, in den Lagunensee Etang de Thau. Bei Sète mündet die Bucht in das Mittelmeer.
Über den Kanal du Rhône à Sète, der im Etang de Thau beginnt, erreicht man den Fluss Rhône. Die Rhône allerdings darf nicht von Hausbooten befahren werden, da sie als Bundeswasserstraße deklariert ist. von wo aus über den Ausgang der Bucht bei Sète das Meer erreicht werden kann.
Ein Highlight auf dem Canal du Midi ist die Schleusentreppe von Fonserannes mit ihren sieben Schleusen. Voll automatisiert geht es hier auf Berg- oder Talfahrt. Im Sommer bilden sich an der Schleuse öfter mal Warteschlangen – kein Wunder, ist die Umgebung doch absolut außergewöhnlich.
Die Schleusen von Fonserannes bei Beziers, eine Attraktion für Hausbootfahrer und Zuschauer
Riquets sieben Schleusen haben überdauert – und dem Versuch getrotzt, hier eine Art Fahrstuhl für Schiffe zu installieren. Das seltsame Gerät ganz oben an der Treppe erinnert an diesen Vorstoß. Es wurde zwei oder dreimal eingesetzt, dann raste es den Hang hinunter, weil die hydraulischen Bremsen versagten. Heute ist es endgültig außer Betrieb und Monsieur Riquet lacht sich vermutlich immer noch ins Fäustchen.
Auf Ihrem Weg durch den Canal du Midi passieren Sie Städte wie Carcassonne, Castelnaudary, Agde, Meze, Marseillan und Bèziers sind sehr sehenswert. Nehmen Sie sich Zeit für einen Stadtbummel, genießen Sie Flair und Atmosphäre.