Hausbooturlaub mit Kindern

Für die kleinen ist eine Hausbootbasis ein pures Abenteuer in mitten der Natur.

Hausbooturlaub, gerade auf den führerscheinfreien Gewässern der Havel oder der Mecklenburgischen Seenplatte, werden von immer mehr Zielgruppen entdeckt. Immer mehr Familien mit Kindern mieten ein Hausboot, zum Beispiel im Umland von Berlin. Idyllische Landschaften, abwechslungsreiche Natur, spannende Schleusenmanöver und die Vorteile einer Ferienwohnung auf dem Wasser, bieten kleinen und großen Hausbootfahrern ideale Urlaubsvoraussetzungen.

VDC Geschäftsführerin Marion Köhnemann hat sich beim Mitgliedsunternehmen Ventelou mit Basis in Fürstenberg (Brandenburg) selbst ein Bild vom Urlaub mit Kindern auf dem Wasser gemacht.

Gleichmäßig blubbert der 62-PS-starke Schiffsdiesel vor sich hin. Beruhigend erklärt mir Juniorchefin Isabelle Ventelou, wie ich die rund 11 Meter lange Tarpon 37 N richtig aus der Box bewege. Meine Bootspraxis ist etwas eingerostet und das große Schiff flößt mir von der Oberdeckposition Respekt ein. Mit  mehren An- und Ablegemanövern, der Entdeckung des Bugstrahlruders und ein paar Runden auf dem See, kehrt bei Mitstreiterin Doreen und mir die Sicherheit zurück.

Wir nehmen uns die Zeit, das Boot am ersten Nachmittag richtig kennenzulernen. Anders als geplant, startete das Wochenende am Freitag mit einem fünfstündigen Stau, den Kaori (4), Keno (6) und Maria (8) mit Hörspielen, Nintendo, Reisenudeln und einer Engelsgeduld über sich ergehen ließen. Wir erreichen erst kurz vor Sonnenuntergang die gepflegte Marina und unser Hausboot Artemis, das von den Kindern gleich bis ins hinterste Eck neugierig unter die Lupe genommen wird. Es ist alles vorhanden – von Bettwäsche bis zur kompletten Küchenausstattung mit Gefrierfach und Backofen. Wir Mädels sind begeistert über die Ausstattung. Schlaftrunken ist Kaori am Abend schwer davon zu überzeugen, dass es sich hier um ein geräumiges Hausboot und nicht um eine Ferienwohnung handelt.

Am frühen Morgen bereite ich das Deck vor und lege eine Laufleine aus. Meine kleine Tochter ist ein Wirbelwind mit eigenem Kopf und Bewegungsdrang. Meinem Sicherheitsbedürfnis entsprechend, möchte ich Sie eingepickt wissen. Leider ist diese Möglichkeit bei den handelsüblichen Kinderfeststoffwesten nicht vorgesehen. Eine Lösung ist ein Seglergurt mit Sorgeleine für Kinder, der unter Weste angezogen wird. So können sich die Kinder sicher bei Manövern und Wind an Deck bewegen. Mit der Sorgeleine an Deck herumzulaufen entpuppt sich bald sogar als lustiges Spiel, das den Dreien viel Spaß bereitet. Unsere Schwimmer Keno und Maria sind allerdings später nur mit Weste unterwegs und picken sich lediglich zum Schleusen ein, da sie sonst unter Deck verschwinden müssten.

Eigentlich hatten wir eine kleine Tour mit einer Nacht in einer anderen Marina geplant, aber das scheint uns zu gehetzt und wir entscheiden uns anders: Nach den Fahrübungen gibt’s Spagetti  und drei kleine Räuber dürfen noch mal auf den Spielplatz. Wir beschließen einen kleinen Ausflug auf die Havel bis Bredereiche und wollen den Abend wieder in der Marina Fürstenberg verbringen.

Die Landschaft bezaubert uns und die Kinder. Schnell tauchen wir zwischen Schwedtsee und Stolpsee in eine verwunschene, grüne Idylle ein. Das Ufer ist kaum zu erkennen, da die Baumreihen wie Mangroven bis ins Wasser reichen. Hinter dem Stolpsee beginnt die Havel. Der schmale Fluss, in dem bisweilen mal gerade zwei große Hausboote nebeneinander passen, schlängelt sich durch die Landschaft. Die Kurven sind kaum einzusehen. Ein tolles Entdeckerspiel für die Kinder, die hinter jeder Ecke ein Piratenschiff vermuten.

Wir sind beeindruckt vom Uferleben: Zahlreiche Bootshäuser, vor denen Angler sitzen, und Gärten mit eigenem Anleger wechseln mit dem Anblick unberührter Natur.

Auf geraden Strecken und auf dem Stolpsee dürfen die Kinder auch mal mit den Müttern zusammen steuern. Am frühen Abend zurück in der Marina, merken wir, dass vier bis fünf Stunden Fahrt am Stück für die Kids langen. Keno und Maria stürmen sofort von Bord und toben sich auf dem Spielplatz aus.

Am frühen Morgen wache ich von einem schnellen Klopfen auf, das ich nicht zuordnen kann: „Das sind Biber, die an Deck kommen und nach etwas zu fressen suchen“, erklärt die Marina-Crew. Insgesamt sehen wir viele Tiere, die die Stadtkinder selten zu Gesicht bekommen. Keno sieht das erste Mal in seinem Leben einen Storch und überall entdecken wir Fischreiher.

Mit ein paar Tipps von Isabelle trauen wir uns am nächsten Tag in die Schleuse in Fürstenberg.  Die Schleuse ist wesentlich breiter als die Tore und für Hausboot-Newcomer wie uns eine kleine Herausforderung. Bei der zweiten Schleuse sind wir bereits ein eingespieltes Team. Wir müssen vor der Schleuse anlegen, um zu warten. Das nutzen die Kinder gleich, um das Ufer zu erkunden. Gerade die kleine Kaori bleibt aber heute viel unter Deck und wir sind froh, dass wir ausreichend viele Hörspiele und Malsachen dabei haben.

Wieder beeindruckt uns die Landschaft mit alten Industrieanlagen, engen Kanälen und schilfreichen Ufern. Wir haben Glück, denn nach einer regenreichen Nacht bleibt es am nächsten Tag trocken und wird am späten Vormittag sogar sonnig.

Das Wochenende geht zu Ende und wir müssen leider wieder die Heimreise antreten, da am Montag die Schule ruft. Nachdem das Auto gepackt, das Schiff gereinigt und die Übergabe erfolgt ist, geht’s zurück nach Hamburg.

Der Abschied fällt den Kindern und uns schwer, denn es hätten gerne noch ein paar Tage mehr auf dem Hausboot seien können.

Unser Fazit: Hausboot fahren ist mit Kindern eine ideale Urlaubsabwechslung. Wenn man in kleinen Etappen plant, wird es nicht langweilig und die Kinder haben am Tag Gelegenheit, sich zu bewegen. Die ruhige Fahrt und der ausreichende Platz unter Deck bieten außerdem die Möglichkeit, sich auch auf den Strecken mit Spiel- und Malzeug zu beschäftigen. An Deck gilt die Devise: Weste an! Eine geeignete Feststoffrettungsweste kostet bis 50 kg etwa 30 Euro und ist ihre Investition wert. Eine Weste, die passt, wird auch gerne getragen.